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"Eine handwerkliche Ausbildung ist ein Vorteil"

Sebastian Schilke ist Abteilungsleiter in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Seine Ausbildung zum Industriekaufmann habe ihm geholfen, im sozialen Bereich aufzusteigen, sagt der 31-Jährige.

Name: Sebastian Schilke
Alter: 31
Ausbildung: Industriekaufmann, Qualitätsmanagement-
beauftragter, Sonderpädagogische Zusatzqualifikation
Arbeitgeber: Lichtenberger Werkstätten, Berlin
Position: Abteilungsleiter Industrielle Montage/Qualitätsmanagementbeauftragter

Wie bist du zu den Lichtenberger Werkstätten gekommen?

Nach der Schule habe ich eine Ausbildung als Industriekaufmann gemacht und anderthalb Jahre in dem Beruf gearbeitet. Danach habe ich meinen Zivildienst in einer Wohngruppe für Menschen mit körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen geleistet. Die Arbeit hat mir gefallen, ich bin sieben Jahre als Wohnbetreuer dort geblieben. Mein Plan war dann eigentlich, eine Ausbildung als Heilerziehungspfleger zu machen, aber dann habe ich das Angebot bekommen, hier in den Werkstätten anzufangen. Das hat gut gepasst, denn dafür braucht man einen industriellen oder handwerklichen Hintergrund. 

Wie war es für dich, als Quereinsteiger in einen völlig neuen Bereich zu wechseln?

Anfangs war es natürlich ungewohnt. Ich wusste nicht, wie man mit Menschen mit Behinderung umgeht. Ich hatte es mir aber schwieriger vorgestellt als es tatsächlich ist. Der Kontakt mit den Menschen und die Arbeit haben mir von Beginn an Spaß gemacht. Eine Umstellung war für mich der Wechsel von der freien Wirtschaft in den sozialen Bereich. In meinem Beruf als Industriekaufmann ging es sehr viel um Leistung, Zahlen und Umsätze. Alles ist viel straffer organisiert und wer nicht der Norm entspricht, fällt schnell durchs Raster. Das ist hier natürlich ganz anders. 

Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Als Abteilungsleiter bin ich verantwortlich für acht Gruppen mit jeweils einem Gruppenleiter und zwölf Beschäftigten. Ich kümmere mich um die Produktionssteuerung, das heißt ich stelle sicher, dass alle Beschäftigten beschäftigt sind und die richtige Arbeit haben. Außerdem achte ich darauf, dass der pädagogische Teil nicht zu kurz kommt. Die individuelle Förderung und Entwicklung des Einzelnen steht bei uns im Vordergrund und jeder Mensch mit Behinderung sollte die Möglichkeit zur Weiterentwicklung seiner Fähig- und Fertigkeiten bekommen. Wir schaffen damit die Voraussetzungen für eine Überleitung auf den ersten Arbeitsmarkt. Daneben habe ich eine Zusatzausbildung zum Qualitätsmanagementbeauftragten gemacht und bin in dieser Funktion für alle Standorte verantwortlich. Wir arbeiten nach einer weltweit gültigen Qualitätsmanagementnorm. Das bedeutet unter anderem, dass ein externer Gutachter uns jedes Jahr überprüft. Ich muss deshalb sicherstellen, dass wir alle Qualitätsstandards in unseren Abläufen und Dokumenten einhalten.

Du bist bei den Lichtenberger Werkstätten zum Abteilungsleiter aufgestiegen. Was braucht es dafür?

Ich glaube, meine langjährige Berufserfahrung als Betreuer von Menschen mit Behinderung war ein großer Bonus. Aber auch meine Ausbildung zum Industriekaufmann hat geholfen, denn da habe ich Dinge gelernt, die ich jetzt anwenden kann. Als Abteilungsleiter muss ich Abläufe koordinieren und Bedarfe erkennen, aber auch wirtschaftlich denken und handeln. Wir sind zwar ein soziales Unternehmen, aber wir müssen uns auch refinanzieren.

Wo siehst du dich in zehn Jahren?

Ich möchte mich weiterentwickeln und kann mir gut vorstellen, in Zukunft mehr Verantwortung zu übernehmen. Optionen wären, mehrere Bereiche oder einen kompletten Standort zu leiten. Aber so etwas passiert nicht von jetzt auf gleich, da muss man sich Zeit geben, um Erfahrung zu sammeln und sich zu entwickeln.

Was würdest du Azubis raten, die in einem sozialen Beruf Karriere machen wollen?

Ich glaube, dass eine handwerkliche oder wirtschaftliche Ausbildung ein klarer Vorteil ist. Wer Berufserfahrung aus einem anderen Bereich mitbringt, kann diese Kompetenzen nutzen. Das macht vieles einfacher.

Interview: Birke Carolin Resch

Mehr Infos über Sebastians Arbeitgeber findest du hier.

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