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„Vor der Prüfung muss niemand Angst haben“

|   Pflegefachkraft

Im September hat Justine Doll ihre Ausbildung zur Altenpflegerin abgeschlossen. Nun will sie anderen Auszubildenden zeigen, wie toll der Beruf ist.

Name: Justine Doll
Alter: 22 Jahre
Beruf: examinierte Altenpflegerin
Arbeitsstätte: gerontologische Abteilung, Sozialstiftung Köpenick

Herzlichen Glückwunsch zum Examen. Wie war die Prüfung?

Emotional sehr aufreibend. Ich habe drei Jahre auf diesen Zeitpunkt hingearbeitet, hab viel gelernt und mich gut vorbereitet. Trotzdem fühlte ich mich dann plötzlich überfordert, weil alle der Stoff und all das Wissen dieser Zeit in diese drei Prüfungen gepackt wurden. Vor diesen Prüfungen hatte ich schon Angst und Selbstzweifel, brauchte viel emotionale Unterstützung – zumal Corona die Situation auch noch erschwert hat.

Inwiefern hat die Pandemie deine Prüfung beeinflusst?

Zum einen durch den Online-Unterricht. In der Zeit des Lockdowns haben wir sehr viele Aufgaben bekommen, die wir eigenständig bearbeiten mussten. Das hat mir manchmal die Luft geraubt. Zum Glück hatte ich in meiner Einrichtung tolle Kollegen, die mir viel erklärt haben. Aber ich musste mir auch viel selbst beibringen. Auch meine praktische Prüfung hat Corona beeinflusst. Weil die Prüfer wegen der Ansteckungsgefahr nicht in die Einrichtung kommen durften, habe ich die Aufgaben an einer Puppe vorgeführt. Da war viel schauspielerisches Talent vonnöten, mit dieser Puppe so umzugehen und zu sprechen, als wäre sie ein Mensch, und so zu tun, als gäbe ich ihr Medikamente. Am Anfang der Prüfung war ich etwas gehemmt, aber die Prüfer haben mich gut unterstützt und die Puppe ebenfalls wie einen lebenden Menschen behandelt. Das hat mir Sicherheit gegeben, ich habe die Hemmungen schnell abgelegt und eine gute Prüfung absolviert.

Und dann kam noch die mündliche Prüfung.

Da war ich sehr aufgeregt, hatte ich einen kleinen Blackout und habe angefangen, zu weinen. Die Prüfer haben aber gemerkt, dass ich gut vorbereitet war, und die Fragen so formuliert, dass ich mich schnell wieder beruhigt habe und alles beantworten konnte. Vor der Prüfung muss wirklich niemand Angst haben. Die Schule und die praktische Ausbildung bereiten uns gut auf die Prüfung und vor allem auf die Arbeit in der Pflege vor.

Wie ist denn die Prüfungsphase konkret strukturiert?

Alles beginnt mit der schriftlichen Prüfung. Da bekommen wir Fragen zu den Themenfeldern Pflege, Sozialwesen und Rechtskunde, die wir in der vorgegebenen Zeit und ohne Hilfsmittel beantworten müssen. Weiter geht es dann einen Monat später mit der praktischen Prüfung. Dort soll eigentlich am Patienten eine Pflegesituation vorgeführt und erklärt werden. Und einen weiteren Monat später kommt dann die mündliche Prüfung. Da musste ich eine Karte ziehen. Jede Karte enthielt ein anderes Krankheitsbild – in meiner Prüfung ging es um Alzheimer. Da ich auf einer Demenzstation arbeite, war ich da gut vorbereitet.

Und dann hast du die Krankheit erklärt?

Nicht nur. Natürlich habe ich das Krankheitsbild beschrieben, also wie Alzheimer das Gehirn schädigt, aber auch, welche pflegerischen Aufgaben in welchem Erkrankungsstadium notwendig werden und welche rechtlichen Maßnahmen, zum Beispiel Freiheitsentzug, ergriffen werden können. Für jedes dieser Themenfelder hatte ich zehn Minuten Zeit – das ist nicht viel, man muss sich da schon fokussieren. Aber wie gesagt: Die Prüfer unterstützen auch, denn auch denen ist daran gelegen, dass wir die Ausbildung gut abschließen.

Haben alle deine Mitschüler die Prüfung bestanden?

Alle, die am Ende der Ausbildung noch dabei waren. Zu Beginn waren wir 25 Schüler, am Ende noch 13. Viele haben abgebrochen, weil ihnen der Beruf nicht lag – vor allem manche sehr jungen Auszubildenden kamen mit dem psychischen Druck nicht gut zurecht. Außerdem ist die Ausbildung sehr anspruchsvoll, wir haben wirklich viel über den Körper und Krankheiten, über Behandlungen und Medikamente, über rechtliche und soziale Maßnahmen gelernt. Wenn man sich für diese Themen interessiert, ist es der schönste Beruf überhaupt.

Warum?

Weil wir so viele tolle Erfahrungen mit den Bewohnern machen. Wir tanzen miteinander oder spielen Gesellschaftsspiele, manche helfen in der Küche. Ich möchte, dass jeder Bewohner seinen letzten Lebensabschnitt mit mir genießt. Natürlich gibt es auch viele traurige Situationen, aber die positiven überwiegen – vor allem, wenn man mit vollem Herzen dabei ist.

Wie geht es jetzt für dich weiter?

Ich bin ja nach der Ausbildung als Fachkraft auf meiner Station geblieben, weil ich mich hier wertgeschätzt und gut aufgehoben fühle. Anfangs hat mir dieser Übergang von der Auszubildenden zur Fachkraft Sorgen bereitet. Ich wusste nicht, wie die Kollegen damit umgehen und wie ich die vielen neuen Aufgaben bewältige. Denn als Fachkraft nehme ich auch an Arztvisiten teil oder schreibe Medikamentenberichte. Aber der Übergang hat super geklappt. Die Kollegen akzeptieren mich als Fachkraft, haben mir aber auch Zeit gegeben, mich in die neuen Aufgaben einzufinden. In den nächsten Jahren möchte ich auf jeden Fall auf dieser Station bleiben. Und ich möchte selbst Praxisanleiterin werden und Auszubildenden zeigen, wie toll der Beruf ist.

Mehr Informationen zu Justines' Arbeitgeber findest du hier.

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