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"Jeder Tag ist anders"

|   Erzieher/in

Marcel ist sich sicher: der Erzieherberuf hat Zukunft. Er arbeitet täglich nach dem Konzept der offenen Arbeit, bei dem Kinder den Kitaalltag mitgestalten. Er sieht sich als Entwicklungsbegleiter und die Kinder als die eigentlichen Experten.

Name: Marcel Pohl
Alter: 38 Jahre
Beruf: Verkaufsberater
Ausbildung: Erzieher, 2. Ausbildungsjahr
Ausbildungsstätte: Kita Baumelbaum Berlin
Berufsfachschule: Procedo

Was ist deine Motivation Erzieher zu werden?

Ich war in der Vergangenheit schon Kinderbetreuer in Ferienlagern. Es macht mir große Freude, Kinder kreativ und unterhaltsam zu beschäftigen, sie spielerisch zu fördern und sie ein Stück weit auf ihrem Weg zu eigenständigen Menschen zu begleiten. Ich sehe mich in diesem Zusammenhang als Entwicklungsbegleiter, die Kinder sind die Experten. 

Du hast ursprünglich Kaufmann für Bürokommunikation gelernt. Warum hast du dich beruflich umorientiert?

Damals habe ich in der Buchhaltung gearbeitet. Die tägliche Büroarbeit war mir einfach zu trocken. Ich bevorzuge eher den direkten Kundenkontakt. Den Beruf habe ich gewechselt, da ich eine neue Herausforderung gesucht habe. Als Erzieher kann ich viel mehr für unsere Gesellschaft beitragen. Zudem ist es ein Job mit Zukunft, da Fachkräfte dringend gesucht werden. 

Wie sieht dein Ausbildungsalltag aus?

Wir leben den Kitalltag nach dem Konzept der offenen Arbeit. Bei vielen Entscheidungen dürfen die Kinder den Kitaalltag mitbestimmend gestalten. Der Tag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück, wo sich die Kinder untereinander oder mit den Erziehern austauschen. Meine Kollegen und ich bieten den Kindern verschiedene Angebote an. Die Kinder entscheiden eigenständig, mit welchem Material, welchen Spielpartnern und in welchen Raum sie ihren Tag in der Kita gestalten. Zur Mittagszeit gehen wir zusammen essen. Die Kinder helfen beim Tisch decken. Nach der Ruhephase geht es zum Vesper in das Kinderrestaurant. Danach gehen die Kinder wieder ins Freispiel und nutzen die vorhandenen Angebote nach den eigenen Interessen. 

Warum sollen Schulabgänger/innen sich für den Beruf des/der Erziehers/in entscheiden?

Dieser Beruf hat Zukunft, da die Geburtenrate in Deutschland wächst. Wir haben zusätzlich Kinder aus anderen Ländern dazu gewonnen. Dadurch kann man die Vielfalt im Kitaalltag erleben und leben. Jeder Tag ist anders, das macht die Arbeit spannend. Als Erzieher hat man diverse Möglichkeiten, um auf die einzelnen Bedürfnisse und Interessen jedes einzelnen Kindes je nach Entwicklungsstand einzugehen. Kinder geben mit ihrer Freude und ihrer Ehrlichkeit so viel zurück. Durch diese Rückmeldungen weiß man, dass man mit seinen pädagogischen Ansätzen richtig liegt.  

Wie ist es als Mann in einem typischen Frauenberuf?

In diesem Berufsfeld bin ich endgültig angekommen. Ich habe die gleichen Möglichkeiten wie eine Frau, kann meine Meinung äußern und meine Ideen einbringen. Zudem wird die Mischung aus Frauen und Männern von den Kindern sehr gut angenommen. Ich finde es viel wichtiger, dass man sich ergänzt und sich jeder mit seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten in das Team einbringt. 

Wo siehst du dich in zehn Jahren?

In zehn Jahren sehe ich mich als Erzieher, der durch seine praktische Arbeit, Selbst- und Fremdreflexion, den Austausch mit den Kollegen und mit Weiterbildungen seine Kompetenzen erweitert und bestehende Kompetenzen gestärkt hat. Das Lernen ist ein dynamischer Prozess. Ich kann mir vorstellen, Facherzieher für Sprachbildung und Sprachförderung zu sein, da der Bedarf in den nächsten Jahren ansteigt. 

Warum ausgerechnet in der Sprachbildung und -förderung?

Wir leben in einem digitalen Zeitalter. Die Kinder wachsen mit Smartphones, Computer und anderen Medien auf. Meiner Meinung nach werden Kinder zu Hause wenig sprachlich gefördert. Daher ist es wichtig, sehr eng mit den Eltern zusammen zu arbeiten. Zudem kommen viele neue Kinder in die Betreuungseinrichtungen, welche mehrsprachig aufwachsen. Unser Auftrag als Erzieher ist es, diese Kinder in ihrem Entwicklungsstand abzuholen und sie dementsprechend sprachlich zu fördern, damit zum Beispiel der Übergang zur Schule viel leichter fällt und sie in der Gesellschaft besser bestehen. 

Was ist dir anfangs schwergefallen? 

Am Anfang hatte ich noch nicht das richtige Gefühl für den Rundumblick. Den Blick nicht nur auf das einzelne Kind zu haben, sondern auf die ganze Gruppe. Es ist wichtig, seine Arbeit und den Umgang mit den Kindern immer wieder zu hinterfragen und zu prüfen, um in der Praxis immer besser zu werden.

Was ist bei deinem Beruf anstrengend?

Zeitdruck behindert teilweise den Zugang zu den Kindern. Man kann ihnen manchmal nicht gerecht werden und so oft wie es geht bei einzelnen Kindern sein. Erzieher sein heißt noch viel mehr, zum Beispiel Feierlichkeiten planen oder Räume für die Bezugspersonen der Kinder in Form von Elterncafés oder Elternabende anbieten. Ich wünsche mir außerdem mehr Zeit für die Kinder und weniger Dokumentation!

Was ist dir anfangs leichtgefallen? 

Am Anfang fiel es mir leicht, auf die Kinder und auf die Kollegen zuzugehen und sich direkt von Beginn an mit den eigenen Ideen einzubringen. 

Was macht dir bei deinem Beruf am meisten Spaß?

Ich mag es, zusammen mit den Kindern und Kollegen den Morgenkreis mit Leben zu füllen. Dazu gehören das gemeinsame Singen und verschiedene Aktivitäten, die sehr viel Spaß bereiten. 

Interview: Radosveta Strumenlieva

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