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„Ich gehe jeden Tag nach Hause und weiß: Ich habe etwas Gutes getan“

|   Heilerziehungspfleger/in

Als einer der Ersten hat Christian Haese im April 2020 die generalistische Pflegefachausbildung angefangen. Ihn reizt vor allem die Flexibilität der neuen Ausbildung.

Name: Christian Haese
Alter: 27 Jahre
Ausbildung: Pflegefachmann, zweites Lehrjahr
Ausbildungsstätte: Pflegewohnheim „Treptow“, Unionhilfswerk
Berufsfachschule: meco Akademie

Warum hast du dich mit Mitte 20 entschieden, eine Ausbildung in der Pflege zu machen?

Nach der Bundeswehr war ich im Sicherheitsdienst tätig, habe Häuser bewacht und Parks kontrolliert. Das war ganz ok, aber ich habe nie ein Dankeschön bekommen, von keiner Seite. Das hat mich einfach nicht erfüllt. Ich wollte lieber einen dankbaren Beruf ausüben, in dem ich etwas bewegen kann. So habe ich mich dann 2019 entschieden, in die Pflege zu wechseln. Nach einem Praktikum im Januar 2020, bei dem ich geschaut habe, wie es in dem Beruf wirklich abgeht und ob das etwas für mich ist, habe ich dann direkt den Ausbildungsvertrag unterschrieben.

Und dann ging es mitten in der ersten Welle der Coronapandemie los mit der neuen Ausbildung.

Anfangs war die Situation ganz schön chaotisch. Zuerst sollte der Ausbildungsbeginn komplett verschoben werden. Dann haben die Schule und das Unionhilfswerk aber doch entschieden, mit der Ausbildung zu starten – allerdings mit Urlaub. Ich habe also im ersten Monat meinen gesamten Jahresurlaub verbraucht. Anschließend haben wir von der Schule Aufgaben geschickt bekommen, die wir zu Hause bearbeiten sollten. Das war nicht einfach, auch weil die Schule zu diesem Zeitpunkt gar nicht auf den Online-Unterricht vorbereitet war.

Wann hast du dann deine Mitschüler kennengelernt?

Zwei Monate nach Beginn der Ausbildung hatten wir dann erstmals Unterricht in die Schule, zunächst aber nur mit der halben Klasse. Alle meine Mitazubis habe ich erst ein Dreivierteljahr nach Ausbildungsbeginn kennengelernt. Und dann kam der nächste Lockdown.

Und damit wieder Online-Unterricht.

Genau. Diesmal war die Schule aber viel besser auf den Digitalunterricht vorbereitet und hat sich wirklich Mühe gegeben, die technischen Möglichkeiten zu nutzen und uns gut auszubilden. Ich habe zum Beispiel von der Schule einen Laptop gestellt bekommen, weil ich keinen Computer hatte. Der Unterricht sah dann so aus, dass die Lehrer in der Schule vor der Tafel standen und uns den Stoff via Webcam und Videochat erklärt haben. Und auch wir Schüler konnten uns sehen und über das Programm miteinander interagieren. Außerdem haben wir eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet, in der wir Kontakt gehalten und uns unterstützt haben. Ich habe in der Zeit viel gelernt im Bereich Digitalisierung.

Hat Corona deine Ausbildung noch in anderer Art beeinflusst?

Im Januar 2021 war ich auf einer Corona-Intensivstation eingesetzt. Das hat mich schon sehr schockiert. Vor der Ausbildung hatte ich immer Angst vor dem Tod. Während dieses Einsatzes dort sind sehr viele Patienten gestorben. Dabei habe ich gemerkt, dass ich meine Emotionen sehr gut im Griff habe und mich gut abgrenzen kann. Das lag auch daran, dass viele Patienten bereits in einem sehr kritischen Zustand kamen und ich nur wenig Kontakt zu ihnen hatte. Manche Fälle sind mir aber sehr nahe gegangen – zum Beispiel der einer 38-jährigen Krankenschwester, die eine 13-jährige Tochter zurückgelassen hat. Auch wenn ich sie gar nicht kannte, so war sie doch eine Kollegin. Uns muss klar sein: Auch wenn viele dieser Patienten vorerkrankt waren, sie sind an Corona verstorben, nicht an den Vorerkrankungen. Das dürfen wir nicht einfach mit Verweis auf die Vorerkrankungen abtun – denn ohne Corona wären sie nicht gestorben.

Wie verarbeitest du solche Situationen?

Mithilfe der Kollegen. Auf uns Azubis wird sehr viel Rücksicht genommen, uns werden Gespräche angeboten und Kontakt zu einem Seelsorger vermittelt. Meine Einstellung zum Tod hat sich mit dem Einsatz auf der Corona-Intensivstation aber deutlich verändert. Das habe ich auch später im Seniorenheim gemerkt: Auch dort haben wir Menschen beim Sterben begleitet. Doch die haben ihr Leben gelebt; der Tod gehört dazu. In dem Seniorenheim, in dem ich jetzt eingesetzt bin, ist es uns aber wichtig, ihnen einen letzten Wunsch zu erfüllen. Da machen wir wirklich vieles möglich.

In welchen Bereichen warst du noch eingesetzt?

Neben dem Seniorenheim und der Corona-Intensivstation war ich auf auch auf einer normalen Corona-Station eingesetzt. Außerdem in der ambulanten Pflege, in der Rettungsstelle und in der Urologie. Im kommenden Jahr werde ich noch Erfahrungen im Rettungsdienst sowie in der offenen und der geschlossenen Jugendpsychiatrie sammeln. Das ist das Schöne an der generalistischen Ausbildung: Nach unserem Abschluss können wir sowohl in der Alten- als auch in der Kranken- oder Kinderkrankenpflege arbeiten. Wir sind da unheimlich flexibel und können uns in ganz verschiedene Richtungen weiterentwickeln. Ich weiß heute schon: Nach der Ausbildung stehen mir alle Türen offen. Und auch der Fachkräftemangel führt dazu, dass viel mehr Optionen gefördert werden und der Berufseinstieg heute viel offener ist als noch vor ein paar Jahren.

Und wo siehst du dich in zehn Jahren?

In zehn Jahren bin ich Pflegepädagoge, unterrichte also selbst den Nachwuchs. Denn der Pflegeberuf ist wirklich toll und umfasst viel mehr als nur die Körperpflege der Patienten. Ich gehe jeden Tag nach Hause und weiß: Ich habe etwas Gutes getan. Deshalb kann ich mir auch vorstellen, nur halbtags zu unterrichten und halbtags in der Pflege zu arbeiten. Aber ich möchte nach der Ausbildung auf jeden Fall studieren. Das Lernen macht mir Spaß und die Themen interessieren mich. Außerdem ich der Pflegeberuf körperlich sehr anspruchsvoll; die wenigsten schaffen es, ein Leben lang in diesem Beruf zu arbeiten.  

Mehr Informationen zu Charleens' Arbeitgeber findest du hier.

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