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Die Haltung muss stimmen

Wibke Nietert leitet zwei Wohnheime für Menschen mit Behinderungen. Wie Bewerber bei ihr Pluspunkte sammeln und womit sie ins Fettnäpfchen treten können, verrät sie im Gespräch.

Name: Wibke Nietert
Beruf: Diplom-Sozialpädagogin
Arbeitgeber: Sozialstiftung Köpenick, Berlin
Position: Einrichtungsleiterin Wohnheim Mentzelstraße/Ahornallee

 

 

Was raten Sie jungen Menschen, die sich für den Beruf des/der Heilerziehungspflegers/in interessieren?

Grundsätzlich finde ich: Es ist ein total vielseitiger Beruf. Aber ich würde jedem empfehlen, ein längeres Praktikum oder ein Freiwilliges Soziales Jahr im Bereich Heilerziehungspflege zu machen, um herauszufinden, ob der Beruf wirklich etwas für einen ist. Theoretisch kann man viel darüber lesen, was den Beruf ausmacht. Aber ob jemand letztendlich Freude daran hat, Menschen mit Behinderungen zu begleiten oder ihnen zu helfen, dass sie größtmögliche Selbstbestimmung oder Teilhabe erfahren, kann man nur anhand praktischer Erfahrungen herausfinden. Wir hatten schon mal einen jungen Mann, der bei uns ein soziales Jahr gemacht hatte. Er sagte, das sei eine gute Erfahrung für ihn gewesen. Danach entschied er sich für einen anderen Beruf. Er glaubte aber, er sei zu wenig geduldig dafür. Insofern war es doch gut, dass man sich ausprobiert hat bevor man sich beruflich festlegt.

Welche Eigenschaften müssen Azubis mitbringen?

Grundsätzlich Spaß und Neugier am Umgang mit Menschen. Kommunikationsfähigkeit und Einfühlungsvermögen sind auch sinnvoll. Freiwillige oder Interessenten, die reinschnuppern wollen, sollten Offenheit und Neugier an der Verschiedenheit von Menschen mitbringen.

Was ist das Besondere an der Ausbildung? 

Die Ausbildung in der Heilerziehungspflege ist rein schulisch. Insofern ist es etwas anders als in der Altenpflege. In der Regel gehen die Vollzeit-Azubis in die Fachschule und machen dann blockweise Praktika in den Einrichtungen. Es gibt auch die Möglichkeit, die Ausbildung berufsbegleitend zu machen. Bei uns haben wir gerade zwei Kollegen, die in dem Bereich seit mehreren Jahren arbeiten und neben dem Beruf ihre Ausbildung zum Heilerziehungspfleger machen. 

Worauf legen Sie bei Bewerbungen wert? Womit können Kandidaten im Bewerbungsgespräch bei Ihnen punkten? 

Bei Fachkräften achte ich besonders auf die Haltung gegenüber Menschen mit Behinderungen sowie ihre Einstellung zum Berufsbild. Zum Beispiel ob sie Einfühlungsvermögen und Interesse daran haben, Stärken der Bewohner zu sehen und Teilhabe zu ermöglichen. Darüber hinaus sollen Bewerber über ein gewisses Maß an Selbstreflexion verfügen, Verantwortung übernehmen können. Es ist extrem wichtig, dass man gern im Team arbeitet, sich austauscht und aufeinander abstimmt. Konfliktfähigkeit ist meistens auch ganz sinnvoll, denn es gibt unter den Bewohnern solche mit herausforderndem Verhalten. Wenn ich erlebe, dass der Bewerber Neugierde mitbringt, was ihn im Arbeitsbereich erwartet, kann er bei mir punkten. Auch wenn er sich im Vorfeld die Fragen gestellt hat: Wie betreue ich? Was ist meine Aufgabe? Was erwartet mich? Ich finde, wenn sich jemand bei einer stationären Wohneinrichtung bewirbt, dann sollte er in der Regel wissen, dass es auch Schichtdienst bedeutet. Fachwissen kann man dazu lernen, aber eine Haltung bringt man mit. 

Was sind für Sie die Ausschlusskriterien?

Für mich geht gar nicht, wenn jemand nicht weiß, auf welche Stelle er sich beworben hat oder wenn ein Bewerber ohne wirklichen Grund viel zu spät kommt. Oder wenn jemand Unhöflichkeit an den Tag legt, die ich mir nicht mit Aufgeregtheit erklären kann. Das sind für mich No-Gos. 

Was können Azubis bei Ihnen lernen? 

Wir versuchen Heilerziehungspfleger, die bei uns im Rahmen der Ausbildung ein Praktikum machen, was in der Regel drei Monate lang ist, eng zu begleiten. Unsere engagierten Praxisanleiter geben Azubis immer wieder Raum, sich selbst zu reflektieren und das Gelernte aus der Schule anzuwenden. Bei  den Praktika sind wir bemüht, mehr Arbeitsthemen möglich zu machen, als vorgesehen sind. Zum Beispiel lassen viele Einrichtungen das Thema Umgang mit Medikamenten während der Praktika komplett raus. Wir sagen: Nein! Auch Praktikanten dürfen und sollen bei Medikamenten einen Einblick bekommen - natürlich unter enger Anleitung. Wir wollen viel Wissen teilen und dem einzelnen Praktikanten die Möglichkeit geben, sich mit seinen Ideen einzubringen. Deswegen finde ich, sind wir eine gute Praxisstelle. 

Warum sollen sich Schulabgänger für die Sozialstiftung Köpenick entscheiden?

Eine stationäre Wohneinrichtung macht ein breites Spektrum an Erfahrungen möglich, da die Bewohner ganz unterschiedlich sind. Wir gehen davon aus, dass das der erste Job nach der Schule oder später nach der Ausbildung ist und das weiteres Lernen bedeutet. Das ist uns bewusst und wir würden nicht die Maßstäbe wie bei einer Fachkraft mit zehn Jahren Berufserfahrung setzen. Wir erwarten natürlich, dass jemand Interesse und Lust hat, sich reinzuarbeiten und sich mit seinem theoretischen Wissen einzubringen. Ich erlebe die Teams so, dass sie bereit sind, junge Leute aufzunehmen und den Berufseinsteigern bei Fragen, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Das Arbeitsklima ist gut und das ist angenehm und wichtig zum Arbeiten.

Interview: Radosveta Strumenlieva

 

Mehr Infos über Wibke Nieterts Arbeitgeber findest du hier.

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