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„Anfangs hatte ich Angst, dass die Patienten mich nicht akzeptieren“

|   Pflegefachkraft

Vor vier Jahren kam Julieth Daniela Valenzuela Walteros von Kolumbien nach Deutschland. Ihre Nachbarin brachte ihr die Arbeit in der Pflege näher – zum Glück.

Name: Julieth Daniela Valenzuela Walteros
Alter: 23 Jahre
Ausbildung: Pflegefachkraft, zweites Lehrjahr
Ausbildungsstätte: FÖV Pflege

Berufsfachschule: VIA Bildungszentrum für Pflegeberufe

Warum hast du dich für eine Ausbildung in der Pflege entschieden?

Das hat sich so ergeben. Ich bin ja erst vor vier Jahren nach Deutschland gekommen und hatte eigentlich gar keinen richtigen Plan, was ich machen möchte. Ich hatte allerdings schon zu Hause in Bogotá erste Erfahrungen mit der Pflege kranker Menschen sammeln können. Dort habe ich mich um ein schwer krankes Familienmitglied gekümmert – bis zu seinem Tod. Aber ob ich in dem Bereich auch eine Ausbildung machen möchte, wusste ich lange Zeit nicht. Also habe ich erstmal ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Kita gemacht. Später nahm mich meine Nachbarin mit in die Demenz-WG, in der sie als Pflegerin arbeitet. Wie sich die Pflegekräfte dort um die kranken Menschen kümmern, hat mich sehr beeindruckt. So habe ich mich für die Pflegefachausbildung entschieden, mich bei dieser Einrichtung beworben und auch einen Platz bekommen.

Fielen dir als Migrantin Ausbildungssuche und -start sehr schwer?

Gar nicht. Die Ausbildungsstelle habe ich dank meiner Erfahrungen schnell gefunden. Dort haben sie mir dann auch geholfen, eine Arbeitserlaubnis bei der Ausländerbehörde zu beantragen. Und auch das ging ganz einfach – eine Woche, nachdem ich alle Dokumente zur Ausländerbehörde gebracht hatte, habe ich die Erlaubnis bekommen. Für die Pflegeausbildung gibt es wegen des Fachkräftemangels Sondermöglichkeiten. Anfangs hatte ich Angst, dass die Patienten mich nicht akzeptieren. Das hat sich aber sehr schnell aufgelöst – gerade die älteren Patienten sind sehr viel offener, als ich dachte, und so wunderbar und nett zu mir. Was mir am Anfang aber sehr schwergefallen ist, ist die Sprache.

Weil deine Muttersprache eigentlich Spanisch ist?

Genau. Am Anfang habe ich die Bewohner und meine Kollegen oft nicht richtig verstanden. Mein Team hat sich da sehr viel Zeit genommen, mir alles genau zu erklären. Und in der Schule habe ich gelernt, gerade den dementen Bewohnern Ja-Nein-Fragen zu stellen, um es ihnen leicht zu machen, mir zu sagen, was sie möchten. Aber auch das Lernen in der Schule mit all den Fachbegriffen war am Anfang nicht leicht für mich. Das lag aber auch am Online-Unterricht.

Du hast mit Beginn der Coronapandemie auch die Ausbildung begonnen.

Eigentlich sollte ich im April 2020 anfangen, habe dann aber erst einige Wochen später angefangen – und dann gleich mit Online-Unterricht. Das war sehr schwer für mich, obwohl die Schule alles getan hat, den Online-Unterricht so gut wie möglich zu organisieren. Sie haben eine Moodle-Plattform aufgesetzt, mit der wir unsere Aufgaben einfacher im Blick haben. Außerdem können wir, wenn alle die Kamera einschalten, unsere Lehrer und Mitschüler sehen und miteinander kommunizieren.

Jetzt gehst du aber wieder in die Schule?

Meistens, vor allem die Unterrichtsblöcke finden jetzt wieder in der Schule statt. Aber ein- bis zweimal pro Woche haben wir trotzdem noch Online-Unterricht. Und während der Praxiszeiten bin ich immer wieder woanders eingesetzt. Eigentlich mache ich die Ausbildung ja in einer Demenz-WG, aber ich war auch schon in der ambulanten Pflege und im Krankenhaus in der Kardiologie und in der Geriatrie eingesetzt. Demnächst werde ich in die Pädiatrie gehen. Und dann stehen noch Reha und Psychiatrie auf dem Plan.

Und wo siehst du dich in zehn Jahren?

Auf jeden Fall noch in Deutschland. Und sicher auch noch in der Pflege. Ich möchte aber auch studieren und mich weiterbilden. Nach der Ausbildung werde ich aber erstmal arbeiten und hoffe, in meinem Betrieb bleiben zu können. Denn dort fühle ich mich sehr wohl.

Mehr Informationen zu Julieths' Arbeitgeber findest du hier.

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