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„Ältere werden von der Gesellschaft nicht wahrgenommen“

|   Altenpfleger/in

Charleen Wegner kam über Umwege in die Pflegeausbildung. Mittlerweile ist es für sie zur Berufung geworden, Menschen würdevoll in den Tod zu begleiten.

Name: Charleen Wegner
Alter: 26 Jahre
Ausbildung: Berufsbegleitende Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin, viertes Lehrjahr
Ausbildungsstätte:
Sozialstiftung Köpenick
Fachschule: VIA Bildungszentrum für Pflegeberufe

Warum möchtest Du Altenpflegerin werden?

Mir ist aufgefallen, dass die ältere Generation, insbesondere diejenigen, die Pflege benötigen, von der Gesellschaft nicht mehr wahrgenommen werden und dass das Thema Tod mit viel Angst in Berührung steht. Ich finde, man braucht jemand starkes, der die Menschen mit Würde gehen lässt. Das kann ich, denn ich habe einen angemessenen Abstand zum Tod.

Wie kamst Du zu dieser Ausbildung?

2012 habe ich meine Ausbildung zur Sozialassistentin abgeschlossen, sie sollte mir als Sprungbrett dienen, denn dadurch habe ich den mittleren Schulabschluss bekommen. Anschließend bin ich in eine Leasing Firma gegangen und wollte eigentlich im Callcenter arbeiten, habe jedoch gesehen, dass ich in der Pflege weitaus mehr Geld verdienen kann. Also habe ich sechs Jahre als Pflegehelferin gearbeitet. Schließlich haben mich meine Freunde dazu ermutigt, die Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin zu machen, da mir mehr Verantwortung zugetraut haben.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Dir aus?

Ich versorge Bewohner der Pflegestufe vier bis fünf, also hochgradig morbide Menschen. Denen helfe ich beim Essen und Bekleiden, ich mache Arzttelefonate und begleite Ärzte auf Visiten. Da ich schon im vierten Lehrjahr bin, übernehme ich mittlerweile auch behandlungspflegerische Tätigkeiten wie einen Verbandswechsel oder eine Injektion unter Aufsicht. Natürlich höre ich mir auch die Sorgen und Wünsche der Bewohner an und versuche, ihnen den Alltag möglichst schön zu gestalten.

Wie gestaltet sich die Teamarbeit?

Sehr viel Kommunikation. Wir verteilen uns die Arbeit gerecht. Was ich an unserem Wohnbereich ganz toll finde, ist, dass keine gewöhnliche Hierarchie vorherrscht nach dem Motto: Nur die Fachkraft hat das Sagen. Stattdessen arbeiten wir Hand in Hand und versuchen, für wirklich alle den Tag so schön wie möglich zu gestalten.

Welche Herausforderungen stellen sich Ihnen im Arbeitsalltag?

Momentan vor allem der Pflegenotstand und Corona, das ist wirklich ganz schwierig. Außerdem finde ich, dass die Bürokratie einiges erschwert. Man verbringt dadurch einfach viel Zeit im Büro, die man lieber den Bewohnern widmen würde.

Wo liegen Deine Stärken?

Ich bin sehr ehrlich meinen Patienten gegenüber. Wenn meine Bewohner es denn möchten, rede ich offen mit ihnen über ihre Erkrankungen. Auch wenn jemand im Sterben liegt, nehme ich kein Blatt vor den Mund. Ich finde das sehr wichtig, aber viele verschönern die Lage und möchten mit den Patienten nicht über den Tod sprechen.

Wo liegen deine Stärken?

Ich bin ehrgeizig und teamfähig. Außerdem habe ich viel Verständnis und bin diskussionsfreudig. Ich sage, was ich denke.

Was schätzt Du besonders an der Altenpflege?

Das Menschliche. Die Bewohner haben viele spannende Geschichten zu erzählen. Das ist wirklich das Schönste, wenn ich mal Zeit habe, mich ans Bett zu setzen und zuzuhören, wie es früher war. Ich als 26-Jährige habe ja nicht mal die Wende miterlebt, das ist für mich dann wie eine kleine Zeitreise.

Gibt es auch etwas in dem Berufsfeld, das Du gerne verändern würdest?

Den Personalmangel in der Pflege – wir brauchen auf jeden Fall mehr Leute. Ich habe das Gefühl, viele wissen gar nicht, was die Altenpflege alles zu bieten hat. Viele denken, das wäre nur das Waschen und Füttern der Bewohner. Dabei steckt noch viel mehr dahinter. Meiner Meinung nach wären auch Leute im Rentenalter gut geeignet als Betreuungskräfte.

Was würdest Du anderen sagen, warum sollten sie sich für die Ausbildung zum Altenpfleger entscheiden?

Dazu sollte man meiner Meinung nach erstmal Voraussetzungen erfüllen: man sollte offen sein und Empathie für andere Menschen empfinden. Wenn dieses Grundgerüst vorhanden ist, würde ich allen zu der Ausbildung raten, weil man einfach Mensch sein muss. Man muss kein Genie in Mathematik oder Physik sein, das bin ich auch nicht, aber ich kann mich gut in mein Gegenüber hineinversetzen und darauf kommt es an.

Wie viel Freizeit bleibt eben der Ausbildung?

 

An sich habe ich genug Freizeit. Ich arbeite zusätzlich noch als Mitarbeiterin auf Abruf, aber das ist schließlich meine freie Zeiteinteilung.

Wo siehst Du Dich beruflich in zehn Jahren?

 

Dann habe ich eine Weiterbildung zur Qualitätsmanagerin in der Tasche, denn ich möchte in eine Position kommen, in der ich an den Rahmenbedingungen feilen kann. Als Qualitätsmanager legt man die Bedingungen, nach denen zu pflegen ist, fest. Und ich finde, dass viele Bedingungen einfach fernab der Realität sind. Daher würde ich gerne gemeinsam mit dem Pflegepersonal die Bedingungen erarbeiten. Außerdem wäre es ein Traum von mir, Menschen mit Behinderung zu pflegen. Ich lebe nun mal von dem Bitte und Danke meiner Patienten und der Anerkennung, die sie mir gegenüber bringen. Diese finde ich bei Menschen mit Behinderung einfach offener und ehrlicher.

 

Mehr Informationen zu Charleens' Arbeitgeber findest du hier.

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